Die Brandbeite der Reaktionen auf Veganismus ((und Vegetarismus)) ist breit, von Verständnis zu einem Gefühl persönlicher Angegriffenheit. Hier also sinngemäß ein paar der (Standart-)Reaktionen, die ich in einigen Monaten Veganismus so bekommen habe, mit bitte zur Erweiterung.
-„Also ich esse ja auch kaum Fleisch, wirklich nur selten, ich bin fast ein Vegetarier!" Positivste Reaktion, die ich bisher bekommen habe, Person meistens fleischessend, offensichtlich mit schlechtem Untergefühl dabei.
-„Du weißt aber schon, das du dann Vitamin B12 nehmen musst?" Lustiger Weise ist das dann meistens auch alles, was die Person über Veganismus weiß.
-„Wie kannst du das bitte aushalten, ohne Fleisch und Milch?!" Selbsterklärend.
-„Du weißt schon, das du jetzt steeeeeerben wirst?" Sehr sinngemäß, selbsterklärend.
-Geht weg
Mein positivstes Erlebnis vor kurzem: “Vegan? Ist das was anderes als vegetarisch?” Wurde ein nettes Gespräch draus.
Da bin ich so froh um meinen Freundeskreis.
“Ich ernähre mich vorwiegend vegetarisch und bin laktoseintollerant.”
-“Ja, bin ich auch, und versuche auf Fleisch zu verzichten.”
-“Ich ernähre mich vegan.”
-“Ich esse Fleisch, vertrage keine Karotten und habe Probleme mit Fructose.”
-“… Indisch?”
-“Indisch klingt gut.”
-“Ich nehne das Linsencurry!”
Hatte letztens ein Essen in einem Brauhaus mit 25 weiteren Personen. 20+ Haxen gingen da an unsere Tafel. Ratet mal welcher Teller am meisten Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Es ist unglaublich wie viele Kommentare meine Nudeln den Leuten wert waren.
Da ists wirklich schwierig, sein eigenes Credo aufrecht zu erhalten, eben nicht mit dem Thema anzufangen und anderen Leuten das Gefühl zu geben, man würde belehren. Man hat es mir schlichtweg nicht abgenommen, dass mich das keine Mühe oder Überwindung kostet. So frustrierend, hallt immer noch in mir nach der Abend.
Das sind die Momente, wo dann jemand fragt: “Warum bist du eigentlich vegan?” Und dann 20 Leute nach kurzer Erklärung peinlich berührt weiter auf ihren Haxen kauen.
Letztes Wochenende sind meine Eltern darauf gekommen, dass ich eventuell vegan leben könnte. Da bin ich mir auch vorgekommen als würde ich meiner eigenen Beerdigung beiwohnen.
Als wäre das jetzt eine völlig überraschende Entwicklung nach 13 Jahren Vegetarismus. Natürlich ist es auch dieses Mal wieder nur eine Phase. Früher hätte ich doch auch Eier gegessen, als würden sich die Welt und ich nicht weiterentwickeln.
Wenigstens hat meine Mutter dieses Mal nicht die Frage ausgepackt, wie ihr (weiterhin übergewichtiges) Kind denn überhaupt etwas zu Essen findet, aber da freue ich mich schon auf die nächsten Besuche.
-„Du weißt aber schon, das du dann Vitamin B12 nehmen musst?" Lustiger Weise ist das dann meistens auch alles, was die Person über Veganismus weiß.
*lustigerweise
Irgend ne Idee, warum die Person genau nur das wusste? Was sollte man dann idealerweise als nicht-Veganer darüber wissen? Vielleicht wäre es gut, wenn die Community sich auf eine Hauptmessage einigt, und die dann bis zum Erbrechen wiederholt, damit es sich besser einprägt. Ich nominiere „Jeder Veganer spart jährlich 2 Tonnen Treibhausgase, und weltweit haben wir nur etwa 2,7 Tonnen pro Jahr pro Person übrig.“
-„Wie kannst du das bitte aushalten, ohne Fleisch und Milch?!"
Finde ich persönlich prima, weil man dann direkt über tatsächliche Handlungen reden kann („Rügenwalder rockt alles weg.“, „Hafermilch Alta! Versuch mal Alpro“). Gleichzeitig kann man über empfundenen bzw. tatsächlichen Schwierigkeiten komiserieren („Scheiße, Käse war echt schwer. Die Ersatzprodukte sind ehrlicherweise wirklich noch nicht so geil, aber mittlerweile gut genug. Aber das was daran eigentlich so gut schmeckt, ist das Fett und das Salz, und das kriegt man ja auch anderswo her, z.B. von deiner Mudder.“) Das sind m.M.n. die produktivsten Gespräche, weil man über die Gemeinsamkeiten die Leute nicht so in die Defensive treibt.
Aber das was daran eigentlich so gut schmeckt, ist das Fett und das Salz, und das kriegt man ja auch anderswo her, z.B. von deiner Mudder.
Alter, der kam unerwartet xD
ich bin mal ganz ehrlich und sage bzw. frage halb: Warum kommt man in der normalen Diskussion IMMER WIEDER auf das Thema “Ja, ich bin Veganer”?
Für mich ist die Tatsache, ob sich jemand vegan ernährt, maximal dann relevant, wenn es darum geht, das gemeinsame Essen oder die Auswahl des Restaurants, wo man gemeinsam hingeht, entsprechend anzupassen, damit alle gemeinsam essen und zufrieden sein können. Das ist dann eine Selbstverständlichkeit wie bspw. bei Laktoseunverträglichkeit, Erdnussallergie und Co.
Die Intention dahinter find ich zwar löblich und auch begrüßenswert, aber in 95% aller Fälle, in denen man zusammen unterwegs ist, ist es nun einmal egal, was jemand sich auf den Teller packt. Warum man da so übermäßig Gewichtung draufpackt und damit solche Reaktionen hervorruft (weil: Die kommen ja nicht von allein…), war und ist mir bis heute schleierhaft.
Das wird nach meiner Erfahrung fast immer von den Allesessern thematisiert. Häufig bei gemeinsamen Mahlzeiten.
- wieso isst du kein Fleisch?
- wie? du verzichtest freiwillig auf Fleisch?
- aber warum?
- wieso isst du nur Grünzeug und nichts richtiges?
- vermisst du es nicht Fleisch zu essen?
Die Veganer die ich so kenne sprechen das Thema in alltäglichen Situationen praktisch nie an, weil die Diskussionen nerven und meist zu nichts führen. Viele Allesesser können sich einen Kommentar aber nicht verkneifen oder meinen, ihre Essgewohnheiten rechtfertigen zu müssen. Und ganz selten hat auch mal jemand ernst gemeintes Interesse und ist einfach neugierig (dagegen habe ich nichts, das ist aber die absolute Ausnahme).
seltsam - meine Wahrnehmung ist eine genau Umgekehrte. Ich schieb nämlich versuchsweise immer wieder ein paar Monate rein vegane Ernährung bei mir ein.
Würd ich meinen Freunden nicht aktiv sagen, dass ich da auf gewisse Dinge bewusst verzichte, es würd keiner merken. Auch in der Kantine - wenn ich dann halt mal nur nach Salat mit Essig und Öl greife, kommt maximal ein “Oh, sehr gesund” als Kommentar, aber das wars dann auch schon.
Warum versuchsweise ein paar Monate und nicht permanent?
Auch meine Erfahrung. Interessiert keine Sau was auf meinem Teller ist. Kommt dann meistens vom Veganer, daß er vegan ist. Lustigerweise endet das Gespräch dann mit meinem Schulterzucken, was die Relevanz der Information dann vermutlich ins richtige Licht rückt.
Ist aber vermutlich wie mit Rauchern. Man bemerkt bloß die Arschlöcher, weil die normalen Leute einem nicht damit auf den Sack gehen. Zudem gibts vermutlich unverhältnismäßig mehr Spacken die über Veganer “Witze” reißen (ab der 248sten Wiederholung wird derselbe Spruch erst so richtig lustig) als es penetrante Veganer gibt.
ich erweitere mal
- “Oh ich war auch mal 3 Wochen vegan”
- “Boah ich hab da ganz viel Respekt, ich könnte nie auf Käse verzichten”
- “Ich hab mal Sojamilch getrunken und das war super eklig”
- “ich trinke jetzt auch nur noch Biomilch”
“Boah ich hab da ganz viel Respekt, ich könnte nie auf Käse verzichten”
Naja, ich meine besser als irgendwelche dummen Sprüche ist das doch allemal.
-„Also ich esse ja auch kaum Fleisch, wirklich nur selten, ich bin fast ein Vegetarier!" Positivste Reaktion, die ich bisher bekommen habe, Person meistens fleischessend, offensichtlich mit schlechtem Untergefühl dabei.
Das fällt mir aber selbst als (Noch-)Nicht-Veganer oft auf. Die hauen sich dann zwei mal am Tag fette Wurstbrote und Mettbrötchen rein, aber glauben sie konsumieren kaum Fleisch. Keine Ahnung woher diese kognitive Dissonanz kommt.